In Scrum soll ein verwendbares Increment und in Design Thinking sollen nur Prototypen erstellt werden. Wie kann das trotzdem zusammen passen?
Dazu betrachten wir zunÀchst grundlegende Prinzipien und schlussfolgern dann, wie mögliche Kombinationen aussehen.
Prinzipien fĂŒr Scrum und Design Thinking
- Scrum ist ein Rahmenwerk, das Teams hilft, durch adaptive Lösungen fĂŒr komplexe Probleme Wert zu generieren. Dazu arbeiten die Teams in Sprints mit einer festen LĂ€nge von einem Monat oder weniger um Ideen in Wert umzuwandeln. In jedem Sprint erstellt das Scrum Team mindestens ein verwendbares Increment, das das Scrum Team nĂ€her zu ihrem nĂ€chsten strategischen Ziel bringt. Die Formulierung verwendbares Increment ist vielleicht nicht fĂŒr jeden intuitiv. Hier geht es darum FunktionalitĂ€ten zu schaffen, die Benutzer:innen ausprobieren und einsetzen können.
- Design Thinking ist eine benutzerzentrierte Methode zur kreativen Problemlösung. Im Zentrum der Methode steht der sogenannte "Double Diamond" wie auf der Abbildung dargestellt. Wir befassen uns zuerst intensiv mit der Frage, welches Problem ist es Wert ist, gelöst zu werden. Im Gegensatz zum rein analytischen Vorgehen, divergieren wir zunĂ€chst im Problem Space und generieren jede Menge Daten um unsere Zielgruppe und ihre Probleme besser zu verstehen. Schliesslich konvergieren wir und formulieren das zu lösende Problem auf Basis der neuen Erkenntnisse. Analog divergieren wir dann im Solution Space und generieren jede Menge Ideen und Prototypen fĂŒr möglichen Lösungen, um schluĂendlich basierend auf den Ergebnissen von Experimenten wieder zu konvergieren. Am Ende des Double Diamonds haben wir einen oder mehrere getestete Prototypen.
Schlussfolgerungen
Man kann die Design Thinking Methode nutzen um in einer Stunde, an einem Tag, in einer Woche, in einem Monat oder ĂŒber mehrere Monate Prototypen zu erstellen und zu testen. Das heisst, man könnte Design Thinking fĂŒr
- einzelne kleine Product- Backlog-EintrÀge in sehr kurzen Zyklen einsetzen oder
- fĂŒr sehr grosse Product- Backlog-EintrĂ€ge in lĂ€ngeren Zyklen
Im ersten Fall könnte man den Double Diamond in einem Teil des Sprints komplett durchlaufen, und dann kann man immer noch ein verwendbares Increment erstellen. Dieser Ansatz wird in der Praxis oft gewĂ€hlt, wenn man schon eine solide GrundfunktionalitĂ€t fĂŒr ein Produkt erreicht hat.
Im zweiten Fall könnte es so aussehen, dass man parallel FunktionalitĂ€t implementiert, wĂ€hrend man gleichzeitig den Double Diamond ĂŒber mehrere Sprints zum Entdecken (Discovery) von neuen Lösungen durchlĂ€uft. Jeff Patton hat fĂŒr dieses Vorgehen den Begriff Dual Track Development geprĂ€gt.
Beides sind valide Vorgehensweisen, um Scrum und Design Thinking in der praktischen Arbeit zu kombinieren.
Damit kann Design Thinking in die Liste der komplementĂ€ren Praktiken fĂŒr Scrum aufgenommen werden:
Call to Action
Wer lernen möchte wie eine Product Owner:in effektiv in dieser komplexen Landschaft navigiert, fĂŒr den ist das folgende Training ideal:
In diesem Training wird Scrum sowie eine FĂŒlle von komplementĂ€ren Produktmanagement-Praktiken und praxiserprobte agile Techniken im Detail reflektiert, um es auf die eigene Praxis anzuwenden.