Fälschlicherweise wird die Rolle von Scrum Mastern häufig darauf reduziert:
- Meetings einberufen
- Daily-Stand-ups moderieren
- Retrospektiven durchführen
- Kapazitäten planen
So sollte es nicht sein.
Die Aufgaben, die Scrum Master übernehmen, sind viel vielfältiger. Die Scrum.org hat vor Kurzem alle Aufgaben gesammelt und einer Übersicht zusammengefasst. Diese möchte ich dir heute etwas näher erklären.
Aufgabe #1: Scrum Master verantworten die Effektivität des Teams.
Häufig wird Effektivität mit Effizienz verwechselt.
Effizient zu arbeiten bedeutet, Arbeit mit möglichst geringem Einsatz von Ressourcen zu erledigen. Effektivität hingegen bedeutet, ein Ziel bestmöglich zu erreichen. Und das Ziel von Scrum ist es, jeden Sprint wertvolle Software zu liefern. Und dafür übernimmt der Scrum Master die Verantwortung. Wie macht er das? Indem er die Entwickler dabei unterstützt, eine neue Version des Produkts auszuliefern, und dem Product-Owner hilft, den Wert des Produktes zu maximieren.
Dies ist nur möglich, wenn die zweite Aufgabe erfüllt wird:
Aufgabe #2: Scrum Master kennen mehr als nur Scrum.
Was meine ich damit?
Um den Entwicklern zu helfen, Software auch bis zum Ende des Sprints zu liefern, und den Product-Owner dabei zu unterstützen, zu bestimmen, was Wert für sein Produkt bedeutet, braucht es mehr Wissen als nur welches über Scrum. Handelt es sich beim Produkt um Software, dann ist Grundwissen von moderner Softwareentwicklung unabdingbar. Und um dem Product-Owner unterstützend zur Seite stehen zu können, bedarf es auch Grundwissen in Produktmanagement.
Erfolgreiche Scrum Master lernen nie aus.
Aufgabe #3: Scrum Master helfen Teams zu wachsen.
Häufig höre ich, dass Teams funktionieren müssen.
Diese Aussage lässt mich zusammenzucken. Wenn ich „funktionieren“ höre, denke ich immer an eine Maschine. Aber Teams sollten nicht mit Maschinen verglichen, sondern besser als lebendige Organismen angesehen werden. Und diese gilt es zu pflegen und beim Wachsen zu unterstützen. Das bedeutet, Menschen zusammenzubringen und zur Zusammenarbeit zu motivieren.
Aber nicht zu irgendeiner Zusammenarbeit.
Aufgabe #4: Scrum Master sind Führungskräfte.
Welche Zusammenarbeit wollen Scrum Master ermöglichen?
Die Zusammenarbeit, die nötig ist, um ein Ziel zu erreichen. Denn erst ein Ziel macht aus einer Arbeitsgruppe ein Team. Und sie führen das Team bei der Erreichung des Ziels an. Dazu nutzen sie keine Macht oder Hierarchie. Stattdessen gehen sie mit gutem Beispiel voran und inspirieren und motivieren die Mitglieder im Team, ihnen zu folgen.
Im Kern bedeutet das, ein „Servant Leader“ zu sein.
Aufgabe #5: Scrum Master lösen Probleme auf unterschiedliche Weisen.
Scrum Master sind Gestaltwandler.
In jeder schwierigen Situation suchen sie nach der richtigen Rolle und Technik, die ihrem Team helfen könnte, diese Situation zu meistern. Gängige Herangehensweisen sind hierbei Facilitator, Coach, Mentor, Lehrer. Willst du mehr über die Herangehensweisen wissen? Dann wirf einen Blick auf meinen Artikel: „Scrum-Master-Haltungen: So beseitigst du die Hindernisse deines Scrum Teams und beweist deinen Wert“. Dort erkläre ich die Rollen im Detail.
Neben den Sprüngen zwischen verschiedenen Rollen verlieren sie ein Ziel nicht aus dem Auge:
Aufgabe #6: Scrum Master ermöglichen Selbstmanagement.
Im Scrum Rahmenwerk gibt es keinen Manager.
Denn eine Person ist niemals in der Lage, andere anzuweisen, wie sie ein komplexes Problem lösen können. Wäre das der Fall, dann wäre das Problem nicht komplex. Komplexität zeichnet sich gerade dadurch aus, dass das Problem, Erkenntnisse und Möglichkeiten zur Lösung erst erkannt werden, wenn wir mit der Arbeit daran bereits begonnen haben. Um dabei erfolgreich zu sein, muss das Team schnell Entscheidungen treffen, die alle Perspektiven der Mitglieder einbeziehen. Die Scrum Verantwortlichkeiten unterstützen dabei. Um sich wirklich selbst zu managen, braucht es noch mehr.
Der Scrum Master hilft dem Team, effektiv zu entscheiden.
Aufgabe #7: Scrum Master schaffen Transparenz.
Was ist die Grundlage von Selbstmanagement?
Transparenz. Nur wenn das Scrum Team die aktuelle Situation erkennen kann, wie sie tatsächlich ist, lassen sich fundierte Entscheidungen treffen. Und dies ist natürlich nicht nur auf Selbstmanagement beschränkt, es gilt für jegliches Management. Je mehr Transparenz herrscht, desto besser sind die Entscheidungen. Und da Transparenz Sichtbarkeit und gemeinsames Verständnis bedeutet, suchen erfolgreiche Scrum Master kontinuierlich nach Wegen, die Artefakte in Scrum sichtbar zu machen und die Events so zu gestalten, dass sich ein gemeinsames Verständnis darüber einstellt.
Transparenz stellt also die Grundlage für die nächste Aufgabe eines Scrum Masters dar:
Aufgabe #8: Scrum Master fokussieren sich auf empirisches Arbeiten.
Was bedeutet Empirie?
Wissen wird aus Erfahrung gewonnen und Entscheidungen auf der Grundlage von Beobachtungen getroffen. Im Gegensatz zu theoretischem Arbeiten. Dort werden Entscheidungen nicht auf beobachtbaren Tatsachen getroffen, sondern anhand von Theorien, Modellen oder logischer Argumentation. Scrum Master sind Vorbilder für empirische Entscheidungsfindungen und helfen ihrem Scrum Team auch dabei, auf diese Weise zu entscheiden. Indem sie Transparenz herstellen, ermöglichen sie dem Team zu „beobachten“, was tatsächlich ist. Durch regelmäßiges Überprüfen und Anpassen sorgen sie dafür, dass das Team seine Ziele nicht aus den Augen verliert und Fortschritt macht. Wenn du mehr über empirisches Entscheidungsfinden erfahren willst, dann lies gerne meinen Artikel: „3 Methoden für mehr empirisches Arbeiten: Nutze sie und löse komplexe Probleme auf jeder Ebene eines Unternehmens“
Denn dabei beschränken sie ihre Arbeit nicht nur auf das Scrum Team:
Aufgabe #9: Scrum Master arbeiten organisationsübergreifend.
Wo beginnen Scrum Master mit ihrer Arbeit?
Unerfahrene Scrum Master oder Scrum Master, die neu im Team sind, konzentrieren sich darauf, dass das Scrum Team effektiv arbeitet. Aber schon bald weiten sie ihre Unterstützung auf andere Teams aus. Sie helfen, Abhängigkeiten zu eliminieren und Zusammenarbeit zu stärken. Aber dabei belassen sie es nicht. Erfolgreiche Scrum Master arbeiten mit allen Teams, Abteilungen oder Führungskräften im Unternehmen zusammen, um agiles Arbeiten zu etablieren. Denn nur wenn das ganze Unternehmen Veränderung als Chance sieht und sie nutzt, wird das Unternehmen langfristig innovativ bleiben können.
Was uns zur letzten Aufgabe bringt:
Aufgabe #10: Scrum Master treiben Veränderungen voran.
Wie lassen sich Veränderungen als Chancen nutzen?
Meistens ist dies nicht ohne vorherige Änderung an den Strukturen des Unternehmens möglich. Viele Unternehmen, die in der Vergangenheit erfolgreich waren, waren dies, da ihr Erfolg auf guter Vorhersagbarkeit der Marktsituation und Effizienz in Produktionsprozessen begründet war. In einer zunehmend technologisierten und vernetzten Welt ändert sich das im Moment. Um weiterhin erfolgreich zu bleiben, bedarf es einer neuen Ausrichtung der Kernkompetenzen. Scrum Master helfen bei dieser Veränderung.
Sie haben verstanden, dass der Status quo Stillstand und nur Veränderung Fortschritt bedeutet.
Suchst du als Scrum Master Unterstützung bei diesen Aufgaben? Dann besuche doch unser nächstes „Professional Scrum Master – Advanced“-Training. Dort lernst du von Marc und mir die Methoden und Herangehensweisen, die dir helfen werden, bei diesen 10 Aufgaben erfolgreich zu sein.