Ich muss dir etwas gestehen:
Ich gehe nicht mehr gerne auf Konferenzen.
Dabei liegt es nicht an den Themen. Ein häufiges Vorteil gegenüber Konferenzen ist, dass es keine neuen Themen mehr gibt. Dem stimme ich nicht zu. Bisher waren immer noch Themen unbekannt für mich. Es liegt auch nicht an den Sprechern. Viele haben wirklich langjährige Erfahrung und geben viele Beispiele aus der Praxis. Ich finde Vorträge einfach zu langweilig. Wenn ich nur zuhören muss, vergehen keine 10 Minuten und meine Gedanken schweifen ab, ich beginne zu gähnen oder mein Handy wird von Minute zu Minute interessanter. Ich glaube, damit bin ich nicht allein. Am Scrum Day im letzten Jahr gab es Vorträge und Workshops. Rate mal, wo mehr Besucher waren.
Deshalb denke ich, Vorträge müssen sich wandeln.
Vorträge müssen die Zuhörer stärker einbeziehen. Viele Zuhörer begeistert es, wenn sie sich beteiligen können. Gleichzeitig weiß ich: Wenn ich für eine Keynote gebucht bin, dann erwartet der Veranstalter eine Keynote und keinen Workshop. Den Spagat zwischen klassischem Vortrag und Interaktivität habe ich in meinen letzten Vorträgen versucht.
Hier die drei Methoden, die am schnellsten Wirkung gezeigt haben:
Tipp #1: Nutze „Think-Pair-Share“ zum Austausch
Vorträge gleichen meist einem Monolog.
Einer spricht, der Rest hört zu. Dadurch sind die Zuhörer nur sehr passiv beteiligt. Wie können wir sie als Sprecher aktivieren? Ganz einfach: Indem wir ihnen die Möglichkeit zum Austausch geben. Ich nutze hierfür die Methode „Think-Pair-Share“.
Was ist Think-Pair-Share?
Think-Pair-Share ist der einfachste und schnellste Weg, Zuhörer einzubeziehen.
Es besteht aus drei Schritten:
- Jeder Zuhörer denkt für sich kurz über das Thema nach.
- Dann dreht er sich zur Person zu seiner linken oder rechten Seite.
- Und nun tauscht er seine Gedanken mit der anderen Person aus.
Dieser Schritt dauert etwa drei bis vier Minuten. Der Einsatz von Think-Pair-Share ist dabei fast grenzenlos. Es sorgt immer dafür, dass sich die Zuhörer aktiv mit dem Thema des Vortrags auseinandersetzen müssen.
Hier ein Beispiel aus einem meiner Vorträge:
Nachdem ich am Scrum Day dieses Jahr die Bühne betreten habe, stellte ich direkt eine Frage an das Publikum: „Funktioniert Scrum für euch?“ Nach einigen Sekunden Bedenkzeit bat ich die Zuhörer, ihre Antwort auf die Frage zu diskutieren. Sie sollten ihre Gedanken für einige Minuten mit ihrem Sitznachbarn austauschen. Ich habe diese Frage ausgewählt, da sie zum Inhalt des Vortrags passte. Damit habe ich den Zuhörern ermöglicht, auch ihre Erfahrungen zu diesem Thema zu teilen. Mehr noch: Damit ermöglichte ich dem Publikum, eine emotionale Beziehung zum Thema aufzubauen. Studien haben gezeigt, dass eine emotionale Beziehung zum Thema beim Lernen hilft. Dadurch können wir uns die Information länger merken.
„Think-Pair-Share“ bezieht zwar alle mit ein, sorgt aber für wenig Bewegung. Warum ist Bewegung wichtig und wie kannst du sie in einen Vortrag einbauen?
Das verrate ich dir jetzt:
Tipp #2: Baue „Mythen und Fakten“-Quizze ein
Was ermöglichen Quizze?
Sie fordern Bewegung. Wenn du dir jetzt denkst: „So viel muss ich mich beim Ausfüllen eines Kahoot-Quizzes am Handy nun wirklich nicht bewegen“, dann lies weiter. Ich spreche nicht von einem Kahoot-Quiz. Du kannst die Zuhörer auch mit ihren Füßen abstimmen lassen.
Ich mache es so:
- Ich präsentiere eine Aussage auf der Leinwand.
- Dann bitte ich jeden im Raum aufzustehen, der glaubt, die Aussage sei falsch.
- Im Anschluss löse ich das Quiz auf.
Wie du dir jetzt denken kannst, wähle ich Aussagen, die abwechselnd richtig und falsch sind. Dadurch müssen die Zuhörer mehrmals aufstehen und sich wieder hinsetzen.
Warum ist Bewegung in Vorträgen wichtig?
Bewegung fördert die Sauerstoffaufnahme im Körper. Je mehr Sauerstoff unser Gehirn bekommt, desto besser können wir denken. Eigentlich logisch. Du kennst das bestimmt auch: Wenn du zum Beispiel spazieren gehst, dann kommen dir viele neue Ideen. Aber leider wird Bewegung in vielen Vorträgen sträflich vernachlässigt. Dort sitzen die Zuhörer volle 45 Minuten auf ihrem Stuhl. Das Resultat?
Weniger Sauerstoff macht müde. Wir schalten ab. Und bekommen vom Inhalt des Vortrags nur wenig mit.
Deshalb nutze „Mythen und Fakten“-Quizze, denn damit aktivierst du deine Zuhörer. Natürlich kannst du auch „Think-Pair-Share“ mit Aufstehen kombinieren. Warum nicht gleich beides verwenden?
Zum Abschluss noch mein letzter Tipp:
Tipp #3: Lass ein Handout gestalten
Einer spricht, der Rest hört zu.
So laufen die meisten Vorträge ab. Dass das ein Problem ist, habe ich dir bereits gesagt. Aber ich möchte dieses Problem mit dir nochmal tiefer beleuchten.
Warum sind Monologe ein Problem?
Es wird nur ein Sinn der Zuhörer angesprochen. Das Publikum hört nur zu. Wir Menschen haben aber noch viele weitere Sinne, um Informationen aufzunehmen. Je mehr Sinne in unserem Körper angesprochen werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns die Informationen merken können. Das gilt besonders, wenn wir mit neuen Informationen konfrontiert werden.
Wenn wir sprechen, uns bewegen, lesen, schreiben oder zeichnen, werden andere Sinne angesprochen, als wenn wir nur zuhören. Mehr noch: Können wir als Sprecher mehrere Sinne der Zuhörer im Vortrag aktivieren, dann können sie sich den Inhalt des Vortrags nicht nur einfacher merken, sondern der Vortrag an sich wird dadurch viel interaktiver.
So – wie kannst du diese Interaktivität fördern?
Ich nutze dafür ein Handout. Aber nicht das, was du jetzt denkst. Keine vorausgefüllte Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte meines Vortrags. Stattdessen lasse ich gezielt Dinge weg. Es ist quasi ein Lückentext.
Hier ein Beispiel von einem Vortrag über „Evidenzbasiertes Management“:
Das Handout ist das „EBM“-Rahmenwerk, aber die Inhalte fehlen. Ich teile das Handout zusammen mit einem Stift zu Beginn des Vortrags aus. Und bitte die Zuhörer, sich Notizen zu machen, während ich spreche. Dadurch, dass die Zuhörer das Handout ausfüllen, werden aus Zuhörern nun Mitschreiber.
Damit lassen sich ganz einfach weitere Sinne ansprechen.
Zum Abschluss noch ein Bonustipp:
Beende deinen Vortrag mit einem „Think-Pair-Share“, indem du die Zuhörer bittest, ihr ausgefülltes Handout mit ihrem Sitznachbarn zu diskutieren
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