Ja. Dieser Artikel erklärt dir warum und was du dagegen unternehmen kannst.
Was ist der Wettbewerbsvorteil von Scrum?
Scrum ist ein leichtgewichtiges Rahmenwerk, welches Menschen, Teams und Organisation hilft, Geschäftswert zu erzeugen. Dieser Wert entsteht durch das Lösen komplexer Problemstellungen. Nach Ralf Stacey und Ken Schwaber lassen sich Businessprobleme mit drei Parametern charakterisieren:
- Anforderungen, die das Problem beschreiben.
- Technologie, mit der das Problem gelöst werden kann.
- Menschen, welche das Problem lösen.
Probleme sind komplex, wenn über die drei Parameter mehr unbekannt als bekannt ist und sie nur zu einem kleinen Teil beschreibbar und niemals vollständig greifbar sind.
Wie hilft Scrum dabei, Lösungen für komplexe Problemstellungen zu finden? Indem es konsequent aus großen Dingen kleine Dinge macht. Scrum zerkleinert die Dinge wie ein Messer:
- Aus einem jahrelangen Projekt werden Sprints von maximal 30 Tagen.
- Aus einer Idee wird eine Liste mit den Dingen, welche als nächstes für die praktische Umsetzung von Bedeutung sind.
- Aus riesigen Features werden konkrete Product-Backlog-Einträge, welche innerhalb eines Sprints erledigt werden.
- Aus Product-Backlog-Einträgen werden Aufgaben, welche häufig innerhalb eines Tages abgearbeitet werden.
- Aus unzähligen Spezialisten wird ein kleines Team von Generalisten.
Neben Empirie ist Zerkleinerung der Garant für den Erfolg von Scrum Teams. Kleiner ist einfacher, besser zu kontrollieren, birgt weniger Potenzial für Verschwendung und ist schneller zu erledigen. Einfachheit reduziert letztendlich das Risiko.
Einfachheit ist vorherrschend in Scrum und dessen großer Wettbewerbsvorteil. Scrum beruht somit auf dem Rasiermesser Prinzip von Wilhelm von Ockham. Es besagt:
Die einfachste Erklärung ist einer komplexeren vorzuziehen.
Wissenschaft und Mathematik bieten lehrreiche Lektionen, die den Wert von Einfachheit demonstrieren. An erster Stelle steht der zweite Hauptsatz der Thermodynamik. Albert Einstein und Stephen Hawking ließen sich bei ihren Entdeckungen auch von diesem Prinzip leiten. Und in der heutigen Softwareentwicklung findet es im KISS Prinzip Anwendung.
Ist skaliertes Scrum ein Widerspruch in sich?
Scrum zu skalieren bedeutet, dass mehrere Scrum Teams gemeinsam an einem Produkt arbeiten. Mehrere Scrum Teams bedeutet weitere Menschen, die versuchen das Probleme zu lösen, was unweigerlich zu weiteren Abhängigkeit führt:
- Abhängigkeiten zwischen den Anforderungen. Wie muss man die Arbeit zerlegen, sodass sie parallel erledigt werden kann?
- Abhängigkeiten bei der Arbeit. Wie können alle Beteiligten gleichzeitig ihre Arbeit in ein Produkt integrieren?
- Abhängigkeiten zwischen den Arbeitern. Wie kann man sicherstellen, dass für jede Arbeit der benötigte Wissensträger zu Verfügung steht, sodass keiner auf den anderen warten muss?
Skalierung erhöht zweifelsohne die Komplexität, da mehr Variabilität eingeführt wird. Wissentlich werden weitere Unbekannte in Kauf genommen. Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Ein Paradoxon? Auf der einen Seite ein Rahmenwerk zu verwenden, welches durch Einfachheit die Komplexität verringert. Und auf der anderen Seite die Komplexität zu erhöhen, indem weitere Teams hinzugefügt werden.
Warum wird Scrum skaliert?
Einige Erklärungsversuche:
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Es wird versucht, das falsche Problem zu lösen. Scrum zu skalieren bedeutet nicht, für alle Entwickler im Unternehmen Arbeit zu finden.
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Es wird bezweifelt, dass ein kleines Team von Professionals wirklich in der Lage ist, substanziellen Geschäftswert zu liefern.
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Für das vermeintliche Versprechen nach Geschwindigkeit wird vermehrte Komplexität in Kauf genommen. Mehr Geschwindigkeit bedeutet, dass mehr Product-Backlog-Einträge pro Sprint abgearbeitet werden.
Wie wird Scrum professionell skaliert?
Wenn trotz aller Warnungen Scrum skaliert werden soll, dann professionell. Professionell bedeutet, die Grundprinzipien von Scrum bestmöglich aufrecht zu erhalten. Die Grundprinzipien sind Empirie und Einfachheit. Das geschieht, wenn folgende drei Punkte beherzigt werden:
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Kontinuierliche Messung des Wertes. Wert entsteht, wenn der Kunde das Produkt benutzt. Geschäftswert kann nur entstehen, wenn die Versionen des Produkts auch zum Kunden ausgeliefert werden, sonst werden nur Kosten erzeugt. Steigender Wert ist das wichtigste Maß für Erfolg. Er ist der entscheidende Gradmesser, ob Scrum erfolgreich skaliert wird oder nicht. Um einen Basiswert zu haben, ist wichtig von Anfang an zu messen, noch bevor skaliert wird.
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Realistische Erwartungen. Twice the work in half the time. Diese Versprechen wird durch skaliertes Scrum nicht eingelöst. Es gilt zu beurteilen, welche Einbußen im Geschäftswert vertretbar sind, wenn weitere Team hinzugefügt werden. Nur wenn eine realistische Einschätzung über den zu erwartende Mehrwert vorliegt, kann objektiv über den Sinn weiterer Teams entschieden werden. Vielleicht müssen auch wieder Teams reduziert werden, sollte der erwartete Mehrwert ausbleiben.
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Leichtgewichtige Skalierung. Werden weitere Teams hinzugefügt, steigt unweigerlich die Komplexität, da Abhängigkeiten hinzukommen. Um die Komplexität nicht noch weiter hochzutreiben, ist es von entscheidender Bedeutung, leichtgewichtige Praktiken und Techniken beim Skalieren zu wählen. Leichtgewichtig bedeutet, dass Scrum nur um das absolut Nötige erweitert wird. Man darf also nur Rollen, Ereignisse und Regeln hinzugefügen, welche die entstandenen Abhängigkeiten sichtbar machen. Nur so können diese wieder reduziert werden.
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Welche Kompromisse werden mit skaliertem Scrum eingegangen?
Wenn Scrum professionell skaliert wird, d.h. ausschließlich leichtgewichtige Skalierungsmethoden und Praktiken verwendet werden, und konstant überprüft wird, welche Auswirkung das Hinzufügen von weiteren Teams auf den Geschäftswert hat, kann die Produktentwicklung mehr Geschwindigkeit aufnehmen.
Gleichzeitig geht durch das Skalieren von Scrum etwas von dessen Effektivität verloren, da die Einfachheit, durch welche Scrum besticht, geopfert wird. Dieses Opfer hat auch Auswirkungen auf die Agilität des Unternehmens. Durch vermehrte Abhängigkeiten geht Reaktionsfähigkeit und Reaktionsschnelligkeit verloren. Und ist das nicht das Versprechen, warum man sich ursprünglich für Scrum und Agilität entschieden hat?
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Quellenangaben: