Willkommen zum 4. Artikel der „Scrum im Selbststudium“-Artikelreihe. Solltest du den letzten Artikel verpasst haben, findest du ihn hier.
Da Scrum an vielen Stellen der Prozesssteuerung auf Empirie setzt, um die Vorhersagbarkeit zu optimieren, betrachten wir dieses Konzept nun genauer.
Was bedeutet ein empirischer Ansatz?
„Empirie bedeutet, dass Wissen aus Erfahrung gewonnen wird und Entscheidungen auf der Grundlage von Beobachtungen getroffen werden.“ – Scrum Guide, 2020
Das heißt, wir lassen uns durch unsere Erfahrung und Beobachtung leiten. Das theoretische Fundament von Scrum liegt in der Idee, dass Wissen und Erkenntnis nicht aus langer Analyse und Planung stammen, sondern auf realer Erfahrung beruhen. Statt also langfristige Annahmen zu tätigen, sollten wir unsere Entscheidungen auf dem aufbauen, was wir zu gegebener Zeit wahrnehmen. Damit sich Scrum Teams bei ihrer Arbeit wirksam von ihrer Erfahrung leiten lassen können, müssen sie die drei empirischen Scrum Säulen implementieren. Auf diesen drei Prinzipien fußt jeder empirische Prozess.
- Transparenz: Die Arbeit muss nicht nur sichtbar sein, sondern auch von allen im Team verstanden worden sein. Wenn die Arbeit verstanden ist, dann können wir sie auch wirkungsvoll überprüfen. Transparenz setzt sich somit aus Sichtbarkeit und Verständnis zusammen.
Nur Transparenz ermöglicht Überprüfung.
- Überprüfung: Scrum Teams schauen auf die erledigte Arbeit zurück und überprüfen sie im Hinblick auf das Produkt, die Zusammenarbeit und den Wertschöpfungsprozess.
Nur die Überprüfung ermöglicht Anpassung. In Scrum erachten wir Überprüfung ohne Anpassung als unsinnig.
- Anpassung: Für Scrum Teams ist es in Ordnung, ihre Meinung zu ändern, um neue und bessere Entscheidungen zu treffen.
Letztendlich geht es bei Scrum darum, häufiger und regelmäßig die Möglichkeiten zu schaffen, um neue und bessere Entscheidungen zu treffen. Die Grundlage dafür ist Vertrauen. Vertrauen im Team, zwischen Team und Organisation und zwischen Team und Kunden.
Was ist, wenn kein Vertrauen herrscht?
Dies wird in einem bekannten trefflich auf den Punkt gebracht. Dort fragt ein Entwickler in der Kaffeeküche einen Kollegen: „Wie kommst du mit deinem Projekt voran?“ Darauf antwortet sein Kollege: „Es ist ein verdammter Haufen Versagen.“ Später wird ihm die gleiche Frage noch mal von seinem Manager gestellt, nun lautet seine Antwort: „Alles bestens!“
Es fällt uns nicht schwer, zu sehen, dass der Entwickler seinem Kollegen vertraut und ihm die Wahrheit über den Projektfortschritt mitteilt. Seinem Manager vertraut er hingegen nicht und deshalb sagt er ihm nicht die Wahrheit, um erst mal keine Konsequenzen fürchten zu müssen. Es herrscht also kein gemeinsames Verständnis über den Fortschritt des Projekts und somit auch keine Transparenz. Die Auswirkung ist bekannt und wird im Scrum Guide festgehalten:
„Eine Überprüfung ohne Transparenz ist irreführend und verschwenderisch.“ – Scrum Guide, 2020
Wie kann ein solches Vertrauen hergestellt werden?
Das erfährst du morgen in Teil 5: Die Grundlage eines funktionierenden empirischen Prozesses ist Vertrauen.
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