TL; DR: Das Verfehlen von Sprint-Zielen
Sind Sie ein Experte in der Kunst, unerreichbare, aufgezwungene oder schlichtweg nicht existierende Sprint-Ziele zu setzen? Mit anderen Worten, sind Sie gut darin, das Verfehlen von Sprint-Ziele zur Regel zu machen? Wenn nicht, machen Sie sich keine Sorgen; Hilfe ist auf dem Weg!
In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, wie Sie regelmĂ€Ăig dieses Ziel verfehlen können. GenieĂen Sie zum Beispiel den Nervenkitzel, wenn Sie unzusammenhĂ€ngende Backlog-Elemente auswĂ€hlen und den Teamerfolg ĂŒber den bloĂen Output und nicht ĂŒber das Ergebnis definieren. UnzĂ€hlige Scrum Teams haben alle VorschlĂ€ge grĂŒndlich getestet. Sie sind ideal fĂŒr Teams geeignet, die die Herausforderung, ziellos durch Sprints zu wandern, lieben!
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Das Wesen und die innewohnende Bedeutung des Sprint-Ziels
Bevor wir uns dazu verleiten lassen, Sprint-Ziele und damit eine Kernaufgabe eines Scrum-Teams zu vernachlĂ€ssigen, sollten wir uns noch einmal die ursprĂŒngliche Idee der Sprint-Ziele vor Augen fĂŒhren:
Das Sprint-Ziel ist diejenige Aufgabe eines Scrum-Teams, welche aus Sicht des Kunden und der Organisation im jeweiligen das wertvollste Resultat liefert.
Es flieĂt in die Zusammenstellung des Sprint Backlogs ein und wird zu einem Teil davon, so dass es den Entwicklern wĂ€hrend des Sprints als Leitfaden dient. DarĂŒber hinaus ist es entscheidend fĂŒr die Erstellung des Sprint-Plans, ein erfolgreiches Daily Scrum und die Zusammenarbeit und gegenseitige UnterstĂŒtzung im Scrum-Team.
AuĂerdem hilft das Sprint-Ziel dem Scrum-Team zu erkennen, ob seine Arbeit erfolgreich war: Haben wir das Ziel am Ende des Sprints erreicht? In dieser Hinsicht trennt es die Arbeit an âirgendwelchen Jobsâ von der Befriedigung und Freude, ein erfolgreiches Scrum-Team zu sein, das den Kunden und der Organisation einen Mehrwert liefert.
Das Sprint-Ziel unterstĂŒtzt also ein Scrum-Team â und seine Organisation â dabei, von einer auf das industrielle Paradigma ausgerichteten Output-Orientierung, der sprichwörtlichen Feature-Fabrik, zu einem ergebnisorientierten Ansatz ĂŒberzugehen, der in jedem Sprint das wertvollste Problem der Kunden löst.
Dieser Perspektivenwechsel hat eine weitreichende Konsequenz: In jedem Sprint strebt das Scrum-Team danach, das Sprint-Ziel zu erreichen, was etwas anderes ist als die Maximierung des Outputs in Form von Arbeitsstunden oder der Anzahl von Arbeitsaufgaben.
Der Prozess der Bildung eines Sprint-Ziel beginnt mit dem Sprint Planning, wenn die Entwickler, der Product Owner und der Scrum Master zusammenkommen, um sicherzustellen, dass den Kunden im kommenden Sprint der maximale Wert geliefert wird.
Wie man Sprint-Ziele erstellt
ZunĂ€chst hebt der Product Owner das ĂŒbergreifende Produktziel hervor und umreiĂt das GeschĂ€ftsziel fĂŒr den neuen Sprint. Auf dieser Grundlage legt das Scrum-Team gemeinsam das Sprint-Ziel fest und berĂŒcksichtigt dabei verschiedene Faktoren wie:
- Die VerfĂŒgbarkeit des Teams wĂ€hrend des Sprints.
- Ănderungen in der Teamzusammensetzung, einschlieĂlich des Hinzukommens neuer Mitglieder oder des Ausscheidens bestehender Mitglieder.
- Das gewĂŒnschte QualitĂ€tsniveau, wie in der Definition of Done beschrieben.
- Die Beherrschung der erforderlichen Technologie durch das Team.
- Die VerfĂŒgbarkeit der erforderlichen Tools.
- AbhÀngigkeiten zu anderen Teams oder Lieferanten.
- Spezifische Governance-Anforderungen, die erfĂŒllt werden mĂŒssen.
- Die Notwendigkeit, den tÀglichen Betrieb zu managen, wie z. B. die Aufrechterhaltung der ProduktfunktionalitÀt, und wie sich dies auf die TeamkapazitÀt auswirkt.
Im Anschluss daran verpflichten sich die Entwickler auf das Sprint-Ziel. Es ist wichtig zu verstehen, dass sich diese Verpflichtung nicht auf eine feste Menge an Arbeit bezieht, wie z. B. die Aufgaben, die nach der Sprintplanung im Sprint Backlog aufgefĂŒhrt sind. Scrum konzentriert sich auf die Ergebnisse und nicht auf den Output.
Als Reaktion darauf projektieren die Entwickler dann die Arbeit, die zum Erreichen des Sprint-Ziels erforderlich ist. Dazu wĂ€hlen sie Elemente aus dem Produkt-Backlog aus, die sie in das Sprint Backlog aufnehmen. Wenn zusĂ€tzliche, bisher nicht identifizierte Aufgaben zur Erreichung des Sprint-Ziels erforderlich sind, fĂŒgen sie diese dem Sprint Backlog hinzu.
AuĂerdem erstellen die Entwickler einen ersten Plan fĂŒr die DurchfĂŒhrung ihrer Projektion. Es ist ratsam, dies nur fĂŒr die ersten zwei oder drei Tagen zu tun, da das Team mit dem Beginn der Arbeit neue Erkenntnisse sammeln wird. Eine detailliertere Planung fĂŒr den gesamten Sprint wĂ€re in dieser Phase kontraproduktiv.
Zehn todsichere Wege, das Verfehlen von Sprint-Ziele sicherzustellen
Kommen wir nun zu den m. E. zehn besten Methoden, um Sprint-Ziele zu verfehlen und sicherzustellen, dass Sie Ihre Stakeholder mit jedem einzelnen Sprint enttÀuschen:
- Keine Visualisierung des Fortschritts: Die Entwickler können nicht sofort einschĂ€tzen, ob sie auf dem richtigen Weg sind, das Sprint-Ziel zu erreichen. Dieser Mangel an Klarheit rĂŒhrt oft von einer unzureichenden Verfolgung und Visualisierung des Fortschritts her. Das Daily Scrum schafft hier Abhilfe, indem es sicherstellt, dass das Team auf dem richtigen Weg ist und bei Bedarf Anpassungen am Plan oder Sprint Backlog vornimmt. Ohne ein klares VerstĂ€ndnis ihres Fortschritts ist es unwahrscheinlicher, dass die Entwickler das Sprint-Ziel erreichen, da der Erfolg in Sprints auf wachsendem Vertrauen im Laufe der Zeit aufbaut und nicht auf Anstrengungen in letzter Minute.
- Kanban durch die HintertĂŒr: Das Scrum-Team ĂŒbernimmt immer wieder zu viele Aufgaben, was dazu fĂŒhrt, dass unfertige Arbeiten regelmĂ€Ăig in den nĂ€chsten Sprint verschoben werden â ohne weitere Ăberlegungen oder PrĂŒfungen. Diese Praxis, insbesondere wenn 30 bis 40 Prozent der Aufgaben routinemĂ€Ăig ĂŒberschwappen, deutet eher auf eine Verschiebung zu einem âtime-boxed Kanbanâ-Stil hin als auf die Einhaltung der Scrum-Prinzipien. Dieses gewohnheitsmĂ€Ăige Ăberlaufen deutet darauf hin, dass der Arbeitsansatz des Teams ĂŒberdacht und neu ausgerichtet werden muss, damit er besser zum Scrum-Framework passt. (Wenn denn Scrum fĂŒr das Team die bestmögliche Arbeitsweise darstellt.)
- Scope Stretching oder Gold-Plating: Die Entwickler erweitern den Umfang des Sprints ĂŒber das vereinbarte Sprint Goal hinaus, indem sie zusĂ€tzliche, unnötige Arbeit zu den Produkt-Backlog-Elementen im Sprint Backlog hinzufĂŒgen. Dieses Problem tritt auf, wenn die Entwickler die ursprĂŒngliche Vereinbarung mit dem Product Owner ĂŒber den Umfang missachten und einseitig beschlieĂen, Aufgaben ohne RĂŒcksprache zu erweitern. Dieses Verhalten kann zu einer fragwĂŒrdigen Zuteilung von Entwicklungszeit fĂŒhren, da es den Fokus von den vereinbarten PrioritĂ€ten und Zielen ablenkt, was sich möglicherweise auf die FĂ€higkeit des Teams auswirkt, effektiv Mehrwert zu liefern. Dieses Anti-Pattern kann eine Entfremdung zwischen den Entwicklern und dem Product Owner widerspiegeln und untergrĂ€bt den kooperativen Geist, der fĂŒr eine reibungslose Scrum-Implementierung unerlĂ€sslich ist.
- Rosinen-Picking von Produkt-Backlog-Elementen: Die Entwickler wĂ€hlen Produkt-Backlog-Elemente aus, die nichts mit dem Sprint-Ziel zu tun haben, was zu einer unĂŒbersichtlichen Ansammlung von Aufgaben fĂŒhrt. Dieses Problem entsteht oft durch das Fehlen eines klaren Sprint-Ziels oder durch ein Ziel, welches zu vage ist oder einfach eine Aufgabenliste darstellt. Zu den Faktoren, die zu diesem Muster beitragen, gehören ebenfalls die Notwendigkeit, dringende technische Probleme zu lösen, der Wunsch, neue Lernmöglichkeiten zu nutzen, oder die Uneinigkeit mit der Produktausrichtung. Wenn diese Szenarien nicht zutreffen, gibt dies Anlass zur Sorge ĂŒber die Einheit und EffektivitĂ€t des Teams und deutet darauf hin, dass sie eher als Einzelpersonen denn als ein zusammenhĂ€ngendes Scrum-Team agieren.
- Das aufgezwungene Sprint Goal: In diesem Fall ist das Sprint Goal keine kollektive Entscheidung des Scrum-Teams, sondern wird von einer Einzelperson diktiert, oft einem dominanten Product Owner oder Lead Engineer. Dieses Szenario spielt sich hÀufig in Umgebungen ab, in denen es an psychologischer Sicherheit mangelt und in denen die Teammitglieder, obwohl sie ein mögliches Scheitern vorhersehen, schweigen und sich nicht gegen die Auferlegung wehren. Dieses Muster spiegelt ein tieferes Problem innerhalb des Teams wider und signalisiert eine Abkehr von den zentralen Scrum-Werten. Einige Teammitglieder haben sich möglicherweise bereits mit dem Status Quo abgefunden und das Interesse an kontinuierlicher Verbesserung und Zusammenarbeit verloren. In solchen FÀllen könnte man das Team eher als eine Gruppe von Einzelpersonen beschreiben, die parallel arbeiten und sich mehr auf ihren Gehaltsscheck konzentrieren als auf echte Teamarbeit und gemeinsamen Erfolg.
- Das ĂŒbermĂ€Ăig ehrgeizige Sprint-Ziel: In diesem Szenario setzen sich Scrum-Teams, oft neue Teams, unerreichbar hohe Sprint-Ziele, was zu einem ĂŒbergroĂen Sprint-Backlog und einer unvermeidlichen Minderleistung am Ende des Sprints fĂŒhrt. Dieses Problem nimmt in der Regel ab, wenn das Team an Erfahrung gewinnt und seine KapazitĂ€ten und Kundenprobleme besser versteht. Reife Scrum-Teams lernen, ihre FĂ€higkeiten mit ihren Zielen in Einklang zu bringen, um sicherzustellen, dass sie den bestmöglichen Wert fĂŒr die Kunden und das Unternehmen liefern.
- Fehlende Fokussierung: Die Organisation behandelt das Scrum-Team wie eine Agentur und belastet es mit verschiedenen, nicht zusammenhÀngenden Aufgaben, was die FÀhigkeit des Teams behindert, ein zusammenhÀngendes Sprint-Ziel zu formulieren. Ein solches Szenario ist kontraproduktiv zum Wesen von Scrum, bei dem es darum geht, komplexe Probleme durch selbstverwaltete, autonome Teams anzugehen und die Entwicklungsrisiken zu minimieren. Scrum eignet sich zwar hervorragend, um spezifische Ziele zu erreichen, aber seine EffektivitÀt nimmt ab, wenn externe Stakeholder das Arbeitspensum des Teams im Detail vorgeben. Dieser Ansatz untergrÀbt das Scrum-Kernprinzip der fokussierten, zielgerichteten Arbeit und birgt die Gefahr, dass das Team zu einer reaktiven statt zu einer proaktiven Einheit wird.
- Kein Platz fĂŒr nicht auf das Sprint-Ziel bezogene Arbeit: Das Scrum Team konzentriert sich ausschlieĂlich auf das Sprint-Ziel und ĂŒbersieht dabei andere wichtige Aufgaben, wie z. B. den Kundensupport und Anforderungen seitens der Organisation. Eine effektive Scrum-Praxis erfordert ein Gleichgewicht zwischen dem Sprint-Ziel und der Reaktion auf unerwartete, aber relevante Probleme. Das Ignorieren wichtiger Probleme, wie z. B. eines kritischen Bugs oder eines schlecht funktionierenden Zahlungssystems, nur weil sie nicht mit dem Sprint-Ziel ĂŒbereinstimmen, kann das Vertrauen der Beteiligten schnell untergraben. Bei Scrum geht es um Adaption und die Reaktion auf neue Herausforderungen, nicht um das starre Festhalten an einem anfĂ€nglichen Plan; wir wolllen den Sprint ja nicht in eine Wasserfall-Ă€hnliche Zeitbox verwandelt.
- RegulĂ€res Nichterreichen des Sprint-Ziels: Einige Scrum-Teams versagen bei der ErfĂŒllung ihrer Sprint-Ziele jedes Mal. Dieses Problem untergrĂ€bt das Hauptziel von Scrum: die effektive Lösung von Kundenproblemen und die UnterstĂŒtzung der ZukunftsfĂ€higkeit des Unternehmens. Die NĂŒtzlichkeit von Scrum beruht auf dem Erreichen des Sprint-Ziels, das die Norm sein sollte, nicht die Ausnahme. StĂ€ndige Misserfolge, sei es aufgrund technischer Probleme, mangelnder FĂ€higkeiten oder unvorhergesehener KomplexitĂ€t, stellen die Sinnhaftigkeit der Anwendung von Scrum in Frage. Eine erfolgreiche Anwendung von Scrum beinhaltet ein Bekenntnis zu Zielen im Austausch fĂŒr Entscheidungsautonomie und Selbstorganisation. Es geht nicht die Nachahmung von Kanban unter dem Deckmantel von Scrum. (Diese Feststellung beabsichtigt nicht die NĂŒtzlichkeit von Kanban anzuzweifeln; es hĂ€ngt jedoch vom Kontext des Teams ab.)
- Es gibt kein Sprint-Ziel: Hier legt der Product Owner eine unzusammenhĂ€ngende Sammlung von Aufgaben vor, denen ein zusammenhĂ€ngendes Ziel fehlt, so dass das Scrum-Team keine klare Richtung erkennt. Diese Situation deutet auf eine mögliche falsche Anwendung der Scrum-Prinzipien hin und legt nahe, dass ein Wechsel zu einem Flow-basierten System wie Kanban den BedĂŒrfnissen des Teams besser entsprechen könnte. Typischerweise tritt dieses Muster auf, wenn ein Product Owner entweder von den Anforderungen der Stakeholder ĂŒberfordert ist oder ihm die Erfahrung fehlt, die Aufgaben effektiv auf das ĂŒbergeordnete Produktziel des Teams auszurichten.
Zum Nachdenken ĂŒber das Verfehlen von Sprint-Zielen
Betrachten Sie die folgenden Fragen, um Ihren Teams und Ihrer Organisation zu helfen, das Verfehlen von Sprint-Zielen zu vermeiden und AgilitÀt vollstÀndig zu verinnerlichen:
- Gibt es andere zugrunde liegende Teamdynamiken oder organisatorische Praktiken, die zu diesen Anti-Mustern beitragen?
- Welche langfristigen Auswirkungen haben diese Anti-Patterns auf die allgemeine Verfassung und ProduktivitÀt des Scrum-Teams und sein Ansehen innerhalb der Organisation?
- Wie kann das Scrum-Framework adaptiert oder gestÀrkt werden, um diese Anti-Muster abzuschwÀchen, insbesondere in heterogenen oder sich schnell verÀndernden Arbeitsumgebungen?
Fazit
Diese zehn Sprintziel Anti-Muster heben verschiedene Herausforderungen hervor, mit denen Scrum-Teams konfrontiert werden können, von kleinen Ineffizienzen bis hin zu gröĂeren Funktionsstörungen, die die Scrum-Prinzipien und damit die EffektivitĂ€t des Teams erheblich untergraben können. Der Umgang mit diesen Problemen erfordert ein differenziertes VerstĂ€ndnis der Teamdynamik, der Unternehmenskultur sowie ein Engagements fĂŒr kontinuierliche Verbesserung und die Einhaltung der Scrum-Werte. Indem sie diese Anti-Muster erkennen und proaktiv angehen, können Scrum-Teams ihre FĂ€higkeit verbessern, effektiv und nachhaltig Werte zu schaffen.
Welchen Anti-Mustern sind Sie schon begegnet und wie haben dem Verfehlen von Sprint-Zielen entgegengewirkt? Bitte teilen Sie Ihre Erfahrungen in den Kommentaren mit.
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Der Artikel Warum erfolgreich sein, wenn man scheitern kann? Ein Leitfaden zum Verfehlen von Sprint-Zielen erschien zunÀchst auf Berlin-Product-People.com.